
Ein langsames Anfahren - um ein Stop-and-Go zu verhindern. Das empfiehlt die Studie des IMK. Die Kontaktbeschränkungen sollten nachhaltig und schrittweise gelockert werden, schreiben die Ökonomen und eine Ökonomin in ihrer Studie. Denn: eine vorschnelle Aufhebung berge das Risiko, dass die Infektionen wieder aufflammen – würden die Kontaktbeschränkungen dann erneut drastisch beschränkt, könnte dies zu längeren und ökonomisch kostspieligeren Einschränkungen führen.
"Man muss sich bei bestimmten Dingen noch für eine ganz Zeit lang anders verhalten", sagt IMK-Direktor Sebastian Dullien im Dlf. Die größte Chance für eine Lockerung sieht er dort, wo die Ansteckungsgefahren möglichst gering seien: "Man kann auch durchaus die Kontaktbeschränkungen regional differenziert aufheben, das heißt., wenn ich eine Region habe, wo keine Neuinfektionen auftauchen, dann könnte man dort schon anfangen, Schulen Kitas, Gastronomie und Einzelhandel wieder zu öffnen."
Größtes Problem sei derzeit die stockende Produktion im verarbeitenden Gewerbe
Es müsse dann jedoch sichergestellt seien, dass es nicht zu Bevölkerungsströmen von einer Region in die andere komme. Dullien geht davon aus, dass Anfang Mai erste Öffnungen beginnen könnten. Voraussetzung, es müssten Vorkehrungen getroffen werden: Im Einzelhandel etwa könnten Plexiglasscheiben angebaut werden. Für Friseurrsalons brauche es Schutzkleidung.
Aus wirtschaftlicher Sicht viel wesentlicher sei jedoch das verarbeitende Gewerbe, sagt Dullien. "Obwohl die Kontaktbeschränkungen das sind, was man am stärksten wahrnimmt, sind eigentlich das Unterbrechen der Lieferketten und die fehlende globale Nachfrage nach deutschen Produkten zur Zeit das viel größere Problem."
Der massive wirtschaftliche Einbruch, der erwartet werde, gehe zu zwei Dritteln auf die Schwierigkeiten im verarbeitenden Gewerbe zurück. Auch die IG Metall sieht das ähnlich: Es nütze nichts, hier ein Wiederanlaufszenario zu starten, wenn Italien und Spanien weiter im Shutdown seien, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann am Osterwochenende.
"Schön werden die nächsten Monate wirtschaftlich für Deutschland ganz bestimmt nicht"
"Es ist ein weitverbreitetes Missverständnis, dass Autobauer und Zulieferer und das verarbeitende Gewerbe nicht arbeiten, weil es behördliche Beschränkungen gibt. Das stimmt ja so nicht." Dort werde vor allem deswegen nicht gearbeitet, weil etwa Teile aus Spanien oder Italien fehlten – oder niemand die Produkte abnehme. "Das ist schwierig, die Probleme im Alleingang zu lösen", sagt Dullien. Zum einen müsse europäisch daran gearbeitet werden, Lieferketten wiederherzustellen – und es müsse über ein international koordiniertes Konjunkturpaket nachgedacht werden. "Um zu verhindern, dass nach der ersten Welle dieses Einschlags in die Wirtschaftsaktivität die zweite Welle nachkommt, weil dann der Welthandel zusammenbricht."
Der Ökonom Dullien spricht von einem gewaltigen Schock – und einer tiefen Krise. Er rechnet mit mindestens vier Millionen Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeitern. "Wir werden Jobs verlieren, es werden Leute arbeitslos werden, es werden Firmen pleite gehen. Hier kann man nicht gut genug vorbereitet sein. Schön werden die nächsten Monate wirtschaftlich für Deutschland ganz bestimmt nicht."